Original verfasst am 06.03.2017
An die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Betr.: Artikel „Hokuspokus auf Rezept“ vom 05.03.2017
Der Verfasser zeigt den Anstieg der Zahl der Ärzte in Deutschland mit homöopathischer Zusatzausbildung: 7830. Es handelt sich wohl um den wacheren und sensibleren Teil der Ärzteschaft, die sich nach einem quälenden Studium und 5-6 Jahren knochenharter Facharztausbildung z.T Balint – Gruppen und Zusatzausbildung in der psychosomatischen Medizin der Mühsal einer weiteren jahrelangen homöopathischen Zusatzausbildung unterwerfen.
Sie erlernen hierbei die hohe Kunst einer wirklichen biographischen und generationsübergreifenden Anamnese (Organon § 83 und §84): das, was den Patienten zu einem Fall hat werden lassen, „was ihn zu Fall gebracht hat“.Sie hören etwas über die Geistes- und Gemütssymptome (Organon §210, 211) und deren Erfassung, Folgen von Ärger (u.a. Bryonia), Folgen von Kummer (u.a. Ignatia und Natrium muriaticum) und von Kränkungen (u.a.Staphisagria).
Anmerkung:
Diese Aufzählungen der homöopathischen Mittel klingt vielleicht zunächst befremdlich, in unseren Lehrbüchern (Materia medicae) werden sie jedoch lebendig und müssen ausgiebig studiert werden. Auch die Zitierung von Organon soll nicht verwirren, sondern dem geneigten Weg öffnen, hier nachzulesen.
Sie schauen auf die Namensgebung: was heißt z.B. Mortifikation (mors facere – den Tod bringen). Sie hören von so uralten Begriffen wie causa excitans und causa fundamentalis und Lebenskraft und versuchen, sie in unsere moderne Sprache zu übersetzen: körpereigene Abwehr, Konstitution, Genetik und Epigenetik.
Bei akuten Erkrankungen wird analog der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) eruiert: Folge von Verkühlung (u.a. Dulcamara), Folge von Wind, ja sogar von Ostwind ( sic!), (u.a. Aconitum), Tages- und Nachtzeit, was bringt dem Leidenden Besserung, was bringt Verschlechterung , ist der Patient durstig oder durstlos, sucht er die Wärme u. o. eher die Kälte? Um wieviel Uhr begannen die Symptome e.t.c.?
Dieses ausgefeilte Vorgehen führt wirklich zu einer personotropen, individuellen Medizin. Viktor von Weizsäcker führte in die psychosomatische Medizin das Subjektive ein, Samuel Hahnemann 150 Jahre zuvor das Individuelle(Organon §153)
Im Zentrum dieser Medizin steht die Frage: „Was ist das für ein Mensch und was braucht dieser Mensch für ein Heilmittel?“
Anmerkung:
Samuel Hahnemann, als ausgesprochen sprachbegabter Arzt (Griechisch, Latein, Englisch, Französisch und Arabisch) hat das gesamte damalige Wissen der antiken Medizin in eine umfangreiche Pharmakopoe zusammengetragen: das beste Apothekerlexikon seiner Zeit. Somit fußt die Homöopathie nicht auf einem irgendwie gearteten Hokuspokus, sondern auf dem tiefen tradierten Wissen der Antike.
Samuel Hahnemann hat die Homöopathie nicht er-funden, sondern vor-gefunden.
Als flankierende Maßnahmen (Organon §262, 285) gehen wir auf die „uralt- bewährte griechische Diätetik“ zurück, geben der Phytotherapie breiten Raum, empfehlen Ausleitungsverfahren, Darmsanierung , die auch im Moment der letzte Schrei in der Schulmedizin sind etc. und beschäftigen uns mit Umweltgiften (Organon §4):
„Es ist zugleich ein Gesundheit-Erhalter, wenn er die Gesundheit störenden und Krankheit erzeugenden und unterhaltenden Dinge kennt und sie von den gesunden Menschen zu entfernen weiß.“
Lassen sie doch wenigstens diesen einen wunderbaren Paragraphen auf sich wirken, der vor ca. 200 Jahren verfasst wurde:
Aber selbst wenn wir das alles – als Ausdruck einer besonderen Unkenntnis, ja Ignoranz – für Hokuspokus halten, und glauben all das Vorwissen und die Beobachtungen unserer Generationen vor uns abschütteln zu können, so haben wir immerhin doch unseren Patienten Raum und Zeit gegeben zur „Selbstheilung und Selbstregulation“.
Wir können dann – als verantwortliche Ärzte – immer noch auf Antibiotika, Cortison und Mukolytika e.t.c. zurückgreifen, haben aber in diesem „vermeintlichen Irrglauben“ Tonnen chemischer Medikamente eingespart.!!! Das ist nun wahrlich nichts Geringes angesichts einer breiten Chemisierung, wie z.B. Kinder mit mehr als12 verschiedenen Antibiotika in der täglichen Praxis!! Die Folgen kennen wir, sie sind anders als der Verfasser es in „seinem Nachtgebet“ so dankbar erwähnt.
Eine der renommiertesten medizinischen Zeitschriften, der Lancet, spricht von der dritthäufigsten Todesursache durch Medikamente der Schulmedizin.
Eine beängstigenden Zunahme durch Antibiotica verursachte resistente Krankenhauskeime in einem unvorstellbaren Ausmaß: Jährlich 25.000 – sehr, sehr vorsichtig geschätzt – durch diese resistente Keime verstorbene Patienten allein in der EU- bei hoher Dunkelziffer! Und gleich noch eine hochaktuelle Meldung (Ärztezeitung 1. 3.2017) : Erkältung plus NSAR (u.a. Diclofenac- Voltaren, auch etwas weniger Ibuprofen) das Herzinfarkt – Risiko verdreifacht!
Nun, die Büchse der Pandora ist hier weiterhin in einer fast unglaublich gefährlichen Art und Weise geöffnet: z.B die allseitig beliebten (Magen) – Säureblocker (u.a. Pantoprazol, Omeprazol, Nexium) solle die körpereigenen Alterungsprozesse beschleunigen. Ich könnte hier noch stundenlang weitere Fakten aufzählen.
Anmerkung:
Diese Zahlen der so erhobenen Nebenwirkungen sind sicherlich nicht zu hoch gegriffen. Ich selbst habe anderthalb Jahre auf der Intensivstation einer Universitätsklinik gearbeitet und habe, neben den glänzenden Erfolgen, auch die gravierenden Folgen dieser Art von Medizin kennen gelernt und auch gesehen, dass ärztliche Kollegen in einer ähnlichen Situation, also als Patienten, für sich selbst ganz andere Entscheidungen treffen.
Und lassen wir doch somit der DHU eine Umsatzsteigerung auf 622 Millionen Euro, wenn doch in der Pharmaindustrie Milliarden verdient werden.
Mich erfüllt das mit Hoffnung auf eine humanere, sanftere und nebenwirkungsfreie Medizin.
Auch die Akzeptanz unserer homöopathischen Praxen ist ungebremst: nicht nur Esoteriker sondern alle Schichten der Bevölkerung, ja sogar Physikprofessoren. Gerade für sie macht die reine immaterielle Information in den Globuli Sinn . Einer meiner Kollegen E. Stahl in Heidelberg hat sogar den herausragenden Vertreter der philosophischen Hermeneutik – die die Einseitigkeit der wissenschaftlichen Methode korrigieren soll – über Jahrzehnte hinweg homöopathisch behandelt: Prof: Gadamer.
Die Ehefrau des ehemaligen Bundespräsidenten Frau Dr. Veronica Carstens hat in ihrer homöopathischen Praxis jahrzehntelang höchst erfolgreich behandelt und ihre geistreichen Vorträge haben tausende und abertausende inspiriert. Sie hat auch gut dokumentiert ( mit allen schulmedizinischen Unterlagen) Kasuistiken vorgelegt. Kasuistiken,die auch von uns in regelmäßiger und sauberer und nachvollziehbarer Form publiziert werden (AHZ und KHZ)
Post hoc verordne ich dem Verfasser die oben zitierten Paragraphen des Organon, dem Standardwerk der Homöopathie, das in über 30 Sprachen übersetzt wurde, um sich hier ein wenig einzudenken und zitiere einen wirklich guten Arzt der „Alten Schule“– nicht einen gehetzten Weisskittel tragenden Sub- Sub- Spezialisten, der in seinem Fachgebiet alles, aber von dem Ganzen nichts weiß: Dr. Emil Schlegel 1931:
Anmerkung:
Um Himmels willen das ist kein Angriff auf meine hoch intelligenten und hoch motivierten Kollegen in den Kliniken. In einer Umfrage des Hartmannbundes unter 1300 Assistenzärzten zeigt ein ungeschminktes Bild der Arbeit im Wirtschaftsbetrieb Krankenhaus: die kafkaeske Bürokratisierung und fehlende Zeit am Patientenbett- fast die Hälfte der Befragten gibt hier eine Note 4 oder 5. „Codieren statt Behandeln“( Ärztezeitung 6. 3. 2017)
„Ich habe im Laufe der Jahrzehnte reichlich Kranke behandelt und bin dabei weiser geworden, als ich anfangs war. Viele habe ich nicht geheilt und von denjenigen, welche ich geheilt habe, kann ich nicht angeben, wieviel vom guten Ergebnis, welcher Anteil bei den Einzelnen wirklich mir und meiner Kunst zuzuschreiben ist. So liegt nun einmal die Natur und so stehen wir durch unsere Kunst zu ihr. Die Wahrheit erfordert dies Bekenntnis als Spitze aller Betrachtungen, ja, wir müssen hier noch weiter gehen und sagen, daß es gar nicht unsere Aufgabe ist, die Evidenz unserer Leistungen festzulegen. Dies mag bis zu einem gewissen Punkt durch Statistik möglich sein, oder durch geleistete Technik (Chirurgie). Was aber von dem innern Arzt bewirkt wird, ist so stark mit dem Einsatz der ganzen Individualität verknüpft, daß eine innere Heilung sich kaum derart wiederholt, um exemplifizieren zu können. Dies Gebiet ist deshalb zu einer stets ab origine schaffenden Kunst gestempelt und steht dadurch oberhalb der Wissenschaft.“
Anmerkung für die Schriftleitung:
Als Vizepräsident des Zentralverbands der Ärzte für Naturheilverfahren (ZAEN) biete ich Ihnen gern ein ausführliches Interview in der von mir geschätzten FAZ an.
Dr. med. Michael Hadulla